Mittwoch, 30. Januar 2008

nachschlag

wo bleibtn jetze ma diese posterasmusdepression??!!
926 hingucker

Kein Lob, Hasen!

Til Schweigers Film Keinohrhasen gesehen, wenig begeistert:

Nun kam ich also aus der audiovisuell stark determinierten Ferne wieder nach Hause und wie von einem Virus getrieben nutzte ich zu hundert Prozent das Cineasta Angebot der letzten Woche. Gute Ausbeute. Zwei gute Filme.
Ich fühlte mich bereit für den deutschen Markt, der mich vor einigen Stunden und vor allem für einige Stunden das Fürchten lehrte! Zwei Stunden Keinohrhasen, die man gerne auch um die Hälfte hätte kürzen können, dann wären aber all die schönen Kalauer und Lebensweisheiten, die Herr Schweiger in seinem Leben gesammelt zu haben schien und an denen er uns unbedingt teilhaben lassen musste, vorenthalten geblieben. Um all seine vielen l(i)ebensphilosophischen, das eine geht nämlich nicht ohne das andere, so eine seiner Metathesen, und dabei darf man gerne zwischen körperlicher und nicht körperlicher Liebe trennen, so hat er, so dünkt es, einen Film um diese herum geschrieben. Die ein oder andere spritzige Idee hat bestimmt auch eines seiner telentierten Kinder beigetragen, die alle im Film mitwirkten (aber alle rechtmäßig gecastet). Vielleicht hat die kleine Emma Schweiger(Cheyenne-Blue) sich ihren ollen sechziger Jahre Puppenwagen selbst ausgesucht, rannte an all den schönen, bunten und rosafarbenen vorbei, raus aus dem Laden zum Antik-Sperrmüll-Stapel, und Öko-Bio-Alternativ-Vati fiands dufte, wirbelt nun seine Kleine in sechzehn Kameraeinstellungen im fast sepiafarbenen Rapsfeld-Sonnenuntergang-Gegenlicht durch die flirrende Slow Motion Luft. Dazu spielt aber immer schön die Musi auf. Stille scheint ins Schweigersche Lebensgefühl nicht zu gehören. Man wünschte sich keine Ohren. Oder keine Augen. Denn gut war die Musik. Das war das Schlimme. Werde ich jemals wieder zu Blockparty tanzen können ohne den nervigtötend romantischen Schweiger-Tschirner-Reigen? Ein Anschlag auf den guten Sound! Aber klar, seine Musik musste uns der Regisseur-Hauptdarsteller-Produzent-und-Drehbuchautor gleich mit vermitteln. Und als Drehbuchautor muss er auch in jeglichen Filmförderungen gesessen haben, denn dieses Buch zu fördern lässt auf schlechte Aussichten für deutsches Kino schließen. Warum sitzt denn Frau Alternativ-Kindergärtnerin Anna (Nora Tschirner), die scheinbar die in einsamer, unberührter Natur Berlins gelegene, riesige, frei von Konservierungsstoffen verfallende Kinderhort-Villa mit ihrer nymphomanischen Co-Erzieherin besitzt und leitet, im Nobel-Restaurant und lauscht den sexuellen Eskapaden eben dieser? Na damit sie schon mal vorab mit ihrem Zukünftigen in einem Raum sitzen kann? Weil man das lustig schneiden kann und der Multi-Künstler Schweiger schon immer mal die Idee hatte, zwei Begegnungen ganz crazy unabhängig in einer Location anzusiedeln. Und die spritzige niedagewesene Idee mit dem Vergleich Sardellenpizza und Miriams (Alwara Höfels) Männersammelsurium kam da auch gleich prima unter, dass man nämlich hinterher immer wieder feststellt, dass die ekelhaft war(en), nur muss man ersterer hinterher nicht sagen, dass sie schmeckte. Achtung! Lebensweisheit. Danke. Und warum erscheint Anna auf dem roten Teppich der Filmpreisverleihung in ihrer grauen Lieblings Strick-Katzen-Jacke und Öko-Dutt, als hätte Jürgen Vogel (Jürgen Vogel), dessen Begleitung sie sein durfte, sie grade vom Kinderhort abgeholt, während sie aber ohne Unterhose zu einem Date gehen kann? Nun, wahrscheinlich hätte sich der Frotteestoff so unschön unter ihrem Seiden-Schleier-Mini-Kleidchen abgezeichnet.
Aber der Film hatte auch gutes. Matthias Schweighöfer zum Beispiel. Und Jürgen Vogel. Auch der Beginn des Films. Die ersten zehn bis fünfzehn Minuten ließen viel erwarten. Viel Lachen. Das einem aber bald im Halse stecken blieb vor platten Poesiealbumsprüchen und überzogener Schlagfertigkeit. Auch die Bilder waren wunderschön (Kamera: Christof Wahl). Und wie gesagt, der Soundtrack.
Zum vorzeitigen Verlassen des Kinos hat es aber nicht gereicht, zu sehr hoffte ich, dass Schweiger auf dem Weg zum finalen Liebesgeständnis auf der Bühne vor all den Kindern und Annas Neuem und Anna selbst durch den strömenden Regen rennt, sein gut sitzender Anzug an seinem athletischen Körper klebt, der uns während der unzähligen Sexszenen des Films ja nicht oft genug präsentiert wurde. So wie auch der von Frau Tschirner, der unbedingt in gänzlicher Nackheit über uns hereinbrach. Und wie könnte das mehr sexy geschehen als geräuschintensiv urinierend auf einer Toilette sitzend?
Ein interessanter Stein des Anstoßes waren eben diese reichlichen Sexszenen, die schon bei der Erstbewertung durch die FSK (Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft) führte und nach der Freigabe ab 6 Jahren zu erheblichen Protesten seitens der Eltern. Am 31.1.0 wird nun die FSK in einem Appellationsverfahren erneut entscheiden.
Vielleicht hätte man sich vorher überlegen sollen, wie wichtig es ist, einen sexuellen Leitfaden in eine familientaugliche Romatik-Komödie zu integrieren. Oder anders herum. Aber es passt zum undurchdacht wirkenden Rest des Films.
Schade. Erst mal keine Til Schweiger mehr.
2201 hingucker

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