teil zwei

der vorher-beziehungs-beender

nun. erkennungsmerkmal nummer eins: er beendet seine beziehung bevor er fährt. klar. gerne auch in gegenseitigem einvernehmen, weil man weiß, dass das keine zwei wochen gut gehen würde. einige wissen das nicht. geht aber schneller als man denkt. die erasmus-beziehungs-opfer. anderes thema.
erkennungsmerkmal nummer zwei: die reintegration gelingt äußerst schleppend.
er hatte ja auch keine webcam dabei, außerdem war er ein ganzes jahr weg. er kommt wieder und die nächste ladung kommilitonen ist schon auf dem weg in deren auslandssemester oder schon weg. mitbekommen hat er davon nicht viel. alles ist anders. und doof. am liebsten würde er mitfliegen. aber das bafög amt nervt sowieso schon wegen der nicht erbrachten prüfungsleistungen. und finanziell ist es auch äußerst düster. am heimatflughafen sind die tränen noch immer nicht getrocknet, auf das willkommensbier, das der damals beste kumpel angeleiert hat, will er eigentlich nicht, fällt auch ununterbrochen durch smsen mit erasmusland auf, eine deutsche simkarte hat er noch nicht. will er auch nicht. jeder seiner wenigen sätze beginnt mit „also in erasmusland haben wir immer..“ zum trost nimmt er jede erasmusparty mit, die er kriegen kann, er findet das wetter unerträglich. und die leute. und das essen. und den busfahrplan. wo typ zwei das skypen aufhört, fängt er erst an. die webcam kauft er sich jetzt gebraucht. er pflastert sein neues zimmer mit gruppenfotos und schwelgt in erinnerungen. damals als er fremd und neu war, zum lernen keine zeit hatte, weil er sich der assimilation widmen und ständig das gespräch mit den ureinwohnern oder mitreisenden suchen musste um seine landes-, universal- und körpersprache zu verbessern. von touristenattraktionen sind an seiner wand stets nur die alternativen hinteransichten zu sehen. er fand sie zufällig beim erkunden der neuen umgebung, besser kennt er aber die heimlichen spots, die ihm die romanze der ersten zeit ans herz legte. sie brachte ihm auch mehr als danke, tschüss und scheiße bei. der flug zurück ist längst gebucht. bis dahin suhlt er sich in seinem fernweh. zum lernen hätte er zwar zeit jetzt, aber keine nerven.
es finden sich auch die erasmus-säue in dieser kategorie, die selten in schweden zu finden sind, weil der alkohol hier so teuer und nach achzehn uhr nicht mehr käuflich zu erwerben ist, die mallorcapauschaltouristen unter den erasmuskindern also. sie sind nicht zwingend an der spezifischen kultur des landes interessiert eher an internationalen partystandarts. sie können nur scheiße auf landessprache sagen, hallo und tschüss ging auch auf englisch. meist aber waren ihre kontaktpersonen landsleute. deswegenkönnen sie aufs skypen verzichten, ham ja ne telefon-flat.

und die? sind die jetz wenigstens post-deprimiert?
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