Samstag, 28. Juli 2007

Nachtrag 2: Söndåg in Stockholm

Schön, dass mein erster unfreiwillig hergestellter Kontakt in Stockholm just in dem Moment an mich herantritt, als ich erstmals einen Platz erreiche, den ich kenne. Den Medborgarplatsen. Nachdem ich den schmutzigen, torklenden Schweden höflicherweise ausredenlasse und ihn anschliesend auf mein Sprachdefizit hinweise, schaltet er sofrot –swedenlike- auf englisch um und fragt ”Can I marry you?” Unschwedischerweise vergesse ich, mich fuer sein Angebot zu bedanken als ich verdutzt ablehne. Ich setzte meinen Erkundungszug fort. Aufgrund zahlreicher geöffneter H&Ms vergesse ich, dass Sonntag ist, was ich aber an der Apotheke merke. Dahin fuehren mich meine Moselmueckenstiche, die mir meine exzessive Abschiedspartyfeierei einbrachte und sich seit einigen Tagen rot-fleckig, brennend und juckend um ihre Herde ausbreiten. Ich möchte da gern was beruhigendes drauftun, die Schweden kennen sich ja aus mit Muecken und so. Mein Schwedisch reicht um zu erkennen, dass die offene Apotheke die am T-Centralen, am Hbf ist. Das passt mir gut, den Weg kenn ich, straight north, die Sonne im Ruecken. Meine Laune ist aber eher bewölkt. Erste Heimwehanfälle?? Jetzt schon? Ich bin dankbar fuer die Discmanleihgabe und schotte mich erstmal von der Welt ab. Kapitulation. Ich suhle mich in meiner Sentimentalität, verschwör mich gegen mich und so während ich durch die Gamla Stan, die Altstadt laufe. Diese Wege kenne ich, das tut gut, die Tyska Kyrkan (Deutsche Kirche), der Stor Torget, die königlichen Wachen. Nur den Weg zum T-Centralen find ich irgendwie trotz Stadtplan nicht, also der Nase nach. Als ich nach dem zehnten Lieblingslied endlich meinen Melancholiefilm abgedreht habe und die Tränen ins Knopfloch zurueckgeschickt habe, steigt auch meine Stimmung. Der Jahrmarkt am Kungsträdsgården hilft auch ein bisschen. Die Stimmung reicht zum Eisessen. Es beruhigt mich wie den Raucher seine Zigarette. Waghalsigerweise beschliese ich, mein Stuemperschwedisch einzusetzen, warum habe ich es schliesslich fuer 150 Euro gelernt?? Natuerlich zieht diese Unachtsamkeit eine schwedische Gegenfrage nach sich, ich muss passen, wir reden englisch.
Das Eis ist riesig und hat eine Konsostenz wie Creme in dunkelblauen Blechtigeln. Es schmeckt auch so, aber es ist genug um sich bis zum letzten Bissen dran gewöhnt zu haben. Ich mache mich auf, weiter meinem Instiknt folgend zum T-Centralen. Meinen Stolz, den Weg allein zu finden will ich erst aufgeben wenn ein oder mehrere schöne Schweden deswegs kommen. Den ersten potentiellen Kandidaten entdecke ich vor einem riesigen T-Centralenschild. Ich erinnere mich, wie Frau Schorr vom AAA uns mit auf den Weg gab, wir seien ”Botschafter Deutschlands”, also mache ich mich nicht zum Vollidioten und ändere den Kurs. Welcher mich zum Kulturhuset fuehrt, der Ort, den Micha mir ans Herz legte um Musik zu hören und Sueddeutsche zu lesen. Allea klar – ich geh dann mal weiter Heimweh pflegen…
338 hingucker

Aktuelle Beiträge

Zu
Liebe ehemalige und zufällige Blockholm-Leser, dies...
carrry - 16. Jan, 14:32
Zeit
vergangen und gekommen. Seit es kalt wird muss ich...
carrry - 20. Nov, 00:22
Abschlussbericht
ich habe fest vor, in den semesterferien mit diesem...
carrry - 10. Aug, 10:15
Abschied
neues jahr, neues erasmus. diesmal gehen die andern....
carrry - 10. Jul, 10:52
Ruhe
... thematisch gar nicht so schwer auf den Blog herunter...
carrry - 8. Jul, 13:40

anschreiben

karrry[kringelding]web.de

Suche

 

Zufallsbild

stockholm-bei-nacht-skeppsholmen